ZVSN
Doppeldeckerbus auf der Linie 160 in Richtung Duderstadt und Bus der Linie 172 in Richtung Ebergötzen.
Anfang Oktober setzte das Unternehmen Scheithauer Reisen aus Nesselröden im Auftrag des Zweckverbandes Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen auf der vom Land Niedersachsen geförderten sog. Landesbuslinie 160 von Göttingen nach Duderstadt für zehn Tage versuchsweise einen Doppeldeckerbus ein.
Die Linie 160 verzeichnet eine so hohe Nachfrage, dass die bisher eingesetzten Fahrzeuge in der Hauptverkehrszeit nicht mehr ausreichen, um alle Fahrgäste komfortabel zu befördern. Ziel des Tests war daher zu prüfen, ob ein Doppeldecker bei den Fahrgästen auf Akzeptanz stößt und ob der Fahrplan auch mit einem größeren Fahrzeug zuverlässig eingehalten werden kann.
Hohe Akzeptanz bei den Fahrgästen
Während des Testzeitraumes wurden insgesamt 585 Fahrgäste befragt: Die große Mehrheit der Fahrgäste spricht sich klar für den dauerhaften Einsatz des Doppeldeckers aus. Besonders geschätzt wurden der Reisebus-Komfort, die gute Aussicht aus der oberen Etage und der großzügige Mehrzweckbereich im Untergeschoss.
Positive Bilanz beim Fahrpersonal
Auch beim Fahrpersonal fiel die Rückmeldung eindeutig aus. Waren die Fahrerinnen und Fahrer zunächst noch skeptisch, wich die Zurückhaltung bereits nach dem ersten Einsatztag spürbarer Begeisterung. Schon bald galt der Doppeldecker als „Wunschfahrzeug“ unter den Fahrerinnen und Fahrern von Scheithauer Reisen, auch konnte bestätigt werden, dass der bestehende Fahrplan mit dem deutlich größeren Fahrzeug eingehalten werden kann.
Die nächsten Schritte
Trotz der hohen Akzeptanz des Fahrzeugs wird auf der Linie 160 kurzfristig kein Doppeldecker eingesetzt. ZVSN-Verbandsgeschäftsführer Stephan Börger erläutert:
„Der aktuelle Verkehrsvertrag mit Scheithauer Reisen läuft bis Sommer 2029. Selbst wenn wir jetzt neue Fahrzeuge bestellen würden, könnten sie frühestens im Sommer 2028 ausgeliefert werden. Für das letzte Vertragsjahr wäre die Anschaffung von zwei Doppeldeckerbussen – mit einem Stückpreis von rund 570.000 Euro – wirtschaftlich nicht sinnvoll. Zudem endet die derzeitige Förderrichtlinie für die Landesbusförderung bereits 2026. Sobald wir wissen, wie es ab 2027 weitergeht, werden wir den Einsatz von Doppeldeckern erneut prüfen und gegebenenfalls in die Neuvergabe ab August 2029 aufnehmen. Dass der Doppeldecker grundsätzlich gut in unserem Linienbetrieb funktioniert, haben wir mit dem Test eindeutig bestätigt.“
Die Details der Kundenbefragung:
Hohe Zustimmung unter Pendlerinnen und Pendlern
Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) nutzt die Landesbuslinie 160 fast täglich zum Pendeln. Weitere 24 Prozent fahren mehrmals im Monat, rund 14 Prozent nur gelegentlich. Damit stammen die Rückmeldungen überwiegend von Stammkundinnen und -kunden, die die Linie und ihre Anforderungen gut kennen – ein besonders aussagekräftiges Ergebnis.
Komfort und Ausstattung überzeugen
Der Doppeldeckerbus erhielt in nahezu allen Bewertungskategorien Bestnoten:
Bequemlichkeit der Sitzplätze: 89 Prozent bewerteten sie mit „gut“ oder „sehr gut“.
- Platzangebot: 92 Prozent gaben hier die Höchstnoten.
- Temperatur und Innenraumklima: 86 Prozent bewerteten diese positiv.
- Auch das Sicherheitsgefühl während der Fahrt wurde von drei Vierteln der Fahrgäste als „sehr gut“ eingeschätzt.
Besonders beliebt war das Oberdeck: 85 Prozent der Teilnehmenden nutzten es, und fast alle gaben an, den Ausblick (4,82 von 5 Punkten) und das Fahrgefühl (4,70 Punkte) als sehr angenehm empfunden zu haben.
Zügiger Einstieg und Barrierefreiheit
Beim Ein- und Ausstieg zeigten sich die meisten Fahrgäste zufrieden. 75 Prozent bewerteten die Zügigkeit beim Ein- und Aussteigen als „gut“ oder „sehr gut“. Auch die Treppe ins Oberdeck wurde mehrheitlich positiv eingeschätzt, wenngleich hier etwas differenziertere Bewertungen abgegeben wurden.
Insgesamt bewerteten über 77 Prozent der Befragten den Doppeldecker auf der Linie 160 mit der Bestnote – ein klares Signal für den dauerhaften Einsatz.
Infrastruktur
Vor dem dauerhaften Einsatz des 14 Meter langen Busses müssten jedoch noch einige infrastrukturelle Anpassungen entlang der Strecke erfolgen. Dazu zählen das Versetzen einzelner digitaler Fahrgastinformationssysteme, die in die Haltestellen hineinragen, sowie die Einrichtung eines Halteverbotsbereichs an der Ecke von der Westertorstraße zum Westertorstieg in Duderstadt, um die Rangiermöglichkeiten des Busses zu verbessern.
Fakten zur Fahrgastbefragung
| Thema | Ergebnis |
| Anzahl der Befragten | 585 Personen |
| Nutzungsfrequenz | 56% fast täglich, 24% mehrmals pro Monat |
| Gesamtbewertung des Doppeldeckers | 77% "sehr gut", 15% "gut" |
| Bequemlichkeit der Sitzplätze | 72% "sehr gut", 18% "gut" |
| Platzangebot | 82% "sehr gut", 10% "gut" |
| Temperatur / Klima im Bus | 64% „sehr gut“ 22% „gut" |
| Sicherheitsgefühl während der Fahrt | 91% positiv bewertet |
| Nutzung des Oberdecks | 85 % der Fahrgäste |
| Bewertung Oberdeck – Ausblick | 96,4% haben den Ausblick genossen |
| Bewertung Oberdeck – Fahrgefühl | 94% hatten ein sehr gutes Fahrgefühl |
| Bewertung Oberdeck – Komfort | 92,6% lobten den Komfort |
| Zügigkeit des Ein- und Ausstiegs | 50% "sehr gut", 25% "gut" |
Erklärung ZVSN
Der ZVSN ist in Südniedersachsen der zentrale Manager des regionalen Busverkehrs. In den Landkreisen Göttingen, Holzminden und Northeim plant der ZVSN die Fahrzeiten und Linienwege, bestellt auf ca. 120 Linien die erforderlichen Verkehrsleistungen bei den Busunternehmen und finanziert den Regionalbusverkehr.
Erklärung Landesbedeutsame Buslinien (Landesbusse)
Seit 2017 fördert das Land Niedersachsen den Betrieb von sog. landesbedeutsamen Buslinien mit einem Festzuschuss je gefahrenen Kilometer. Landesbedeutsame Buslinien haben eine überregionale Bedeutung und verkehren an allen Wochentagen im Taktverkehr. Niedersachsenweit werden 19 Linien gefördert, von denen zwei im VSN-Verbandsgebiet liegen.