Zukunft auf zwei Etagen: Doppeldeckerbus testweise auf der Landesbuslinie 160

Doppeldeckerbus mit Hauk, Behre, Fragel, Börger, Bährens, Rosenthal.jpg ZVSN

Alexander Hauk - Bereichsleiter Finanzen und Controlling NVV, Arne Behre - Samtgemeindebürgermeister Radolfshausen, Doreen Fragel - Vorsitzende der ZVSN-Verbandsversammlung und Erste Kreisrätin des Landkreises Göttingen, Stephan Börger - ZVSN-Verbandsgeschäftsführer, Jan Bähre - Ortsbürgermeister der Gemeinde Ebergötzen sowie Rainer Rosenthal - Geschäftsführer Scheithauer Reisen stellen den Doppeldecker-Test auf der Landesbuslinie 160 zwischen Göttingen und Duderstadt vor.

ZVSN startet Test auf der Strecke Göttingen – Duderstadt

Der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) testet, wie Busfahren auf dem Land „größer“ werden kann. Vom 2. bis 12. Oktober 2025 wird ein Doppeldeckerbus testweise auf der Landesbuslinie 160 zwischen Göttingen und Duderstadt eingesetzt. Ziel des Testprojekts ist es, unter realen Bedingungen herauszufinden, ob ein solcher Fahrzeugtyp zukünftig dauerhaft auf der Linie 160 eingesetzt werden kann.

Möglich wird dieser besondere Einsatz durch eine Kooperation mit dem kommunalen Verkehrsunternehmen BKW aus Bad Wildungen, das den Doppeldeckerbus für den Testzeitraum zur Verfügung stellt. Die Durchführung erfolgt durch das mittelständische Verkehrsunternehmen Scheithauer Reisen aus Nesselröden.

„Der Einsatz eines Doppeldeckers im Linienbetrieb ist auch für uns als Verkehrsunternehmen eine spannende Herausforderung. Wir freuen uns, gemeinsam mit dem ZVSN neue Wege zu gehen und praxisnah zu testen, was möglich ist“, sagt Rainer Rosenthal, Geschäftsführer von Scheithauer Reisen.

Technik testen – Menschen mitnehmen

Neben den betrieblichen Aspekten wie Fahrzeiten, Auslastung, Wendepunkte und Barrierefreiheit steht vor allem die Erfahrung der Fahrgäste im Fokus. Während des zweiwöchigen Testbetriebs sollen deshalb gezielt Daten erhoben und Rückmeldungen eingeholt werden. So werden unter anderem:

  •          Fahrzeiten und Auslastungen dokumentiert
  •          Die Zugänglichkeit analysiert und
  •          Fahrgastbefragungen durchgeführt

Ein Team studentischer Interviewer wird dafür im Einsatz sein – mit Fragen zu Komfort, Sicherheit, Nutzungserlebnis und Gesamteindruck.

„Werktags nutzen bereits mehr als 500 Fahrgäste die Landesbuslinie. Der ZVSN prüft deshalb, ob ein Doppeldecker eine geeignete Lösung sein kann, um sowohl die Wirtschaftlichkeit des Betriebs als auch den Komfort für die Fahrgäste zu verbessern“, sagt ZVSN-Verbandsgeschäftsführer Stephan Börger. „Ziel ist es, auf Grundlage von Fakten sowie Fahrgastfeedback eine klare Entscheidung zu treffen.“

Starke Unterstützung aus der Region

Der Doppeldecker-Test stößt bei Politik und Kommunen auf große Zustimmung. Doreen Fragel, Erste Kreisrätin Landkreis Göttingen und Vorsitzende der ZVSN-Verbandsversammlung begrüßt das Projekt ausdrücklich: „Wir brauchen mutige Ideen, um den ÖPNV im ländlichen Raum zukunftsfähig zu machen. Der Doppeldecker-Test ist ein starkes Signal: Auch abseits der Großstädte denken wir Mobilität neu – bürgernah, klimafreundlich und mit Weitblick.“

Thorsten Feike, Bürgermeister von Duderstadt, hebt hervor, wie wichtig Modellprojekte wie dieses für kleinere Städte und ländliche Räume sind: „Unsere Region verdient einen starken Nahverkehr – der Doppeldecker-Test ist ein innovativer Schritt in diese Richtung. Wir sind gerne Testregion für zukunftsweisende Mobilitätsprojekte.“

Auch kleinere Gemeinden wie Ebergötzen sind in das Projekt eingebunden. Der Samtgemeindebürgermeister von Radolfshausen, Arne Behre, zeigt sich begeistert: „Ein Doppeldecker auf der Linie 160? Das bringt nicht nur mehr Platz, sondern auch ein Stück Faszination zurück in den Busverkehr. Ich bin überzeugt: Wenn wir den Menschen attraktive Angebote machen, steigen sie um.“

„Projekte wie dieser Doppeldecker-Test machen den Nahverkehr in unserer Region nicht nur effizienter, sondern auch erlebbarer – und das ist ein echter Gewinn für alle Fahrgäste“, kommentiert Thomas Zimmermann, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Süd-Niedersachsen (VSN).

Der Doppeldecker

Der Bus des Verkehrsunternehmens BKW aus Bad Wildungen ist ein Doppelstockbus der Marke Setra. Insgesamt fünf dieser Busse verkehren im Auftrag des Nordhessischen VerkehrsVerbundes (NVV) auf der 50 Kilometer langen Buslinie 500 zwischen Bad Wildungen und Kassel. Der Dreiachser ist mit 85 Sitz- und 14 Stehplätzen sowie mit einem Mehrzweckbereich für Rollstühle und Kinderwagen ausgestattet und verfügt über ein elektronisches Fahrgastzählsystem über dem vorderen und hinteren Einstieg an Bord. Seit 2022 sind die „Doppeldecker“ von außen und innen in den Farben des NVV – grün, blau und weiß – gehalten. Da sie in Nordhessen auf einem Abschnitt der Deutschen Märchenstraße unterwegs sind, wurden sie mit Motiven von Rapunzel und Frau Holle verziert und sind damit echte Hingucker. Die 15 Meter langen Fahrzeuge entsprechen der neuesten Schadstoffnorm und die Sitze verfügen über einen USB-Anschluss sowie eine LED-Leselampe, was die Handynutzung oder das Arbeiten während der Fahrt komfortabler macht.

„Ich freue mich, dass wir den Kontakt zwischen dem ZVSN und der BKW herstellen konnten. Dank der Doppelstockbusse werden wir in Nordhessen dem Fahrgastaufkommen entlang der meistfrequentierten Strecke gerecht. Wir begrüßen daher die praxisnahe Erprobung auf der Strecke zwischen Göttingen und Duderstadt mit den NVV-Doppeldeckern und hoffen, dass der ZVSN mit den größeren Bussen einen Mehrwert für seine Fahrgäste schaffen kann“, sagt NVV-Geschäftsführer Marian Volmer.

„Wir fahren seit vielen Jahren die Linie 500 von Bad Wildungen nach Kassel und zurück. Für die Fahrgäste ist die Fahrt mit dem Doppeldecker nach wie vor etwas Besonderes, was sich auch in den Fahrgastzahlen und deren Zufriedenheit niederschlägt. Dies gilt für die Fahrgäste und für unser Fahrpersonal“, weiß BKW-Geschäftsführer Uwe Bonan.

Hintergrund:

Die Linie 160 ist eine stark ausgelastete Regionalbusline vom Mittelzentrum Duderstadt ins Oberzentrum Göttingen. Mit einer Landesförderung verkehrt diese Linien an allen Wochentagen im Stundentakt von 5:00 bis 23:00 Uhr.

Die Fahrgastzahlen sind seit Einrichtung der Landesbuslinie 160 stetig angestiegen. Seit der Einführung dieser Linie im Jahr 2019 haben sich die Fahrgastzahlen nahezu verdreifacht.

Aufgrund der hohen Auslastung reicht der reguläre Fahrzeugeinsatz mit Standardlinienbussen oftmals nicht aus, so dass Verstärkerfahrten angeboten werden müssen.

Die Linie wird seit dem 01.08.24 vom mittelständischen Verkehrsunternehmen Scheithauer Reisen aus Nesselröden betrieben, der Verkehrsvertrag hat eine fünfjährige Laufzeit bis zum 31.07.29.

Mit dem testweisen Doppeldeckereinsatz sollen Erfahrungen gesammelt werden, um zu entscheiden, ob mit Beginn des neuen Verkehrsvertrages ab dem 01.08.29 Doppeldeckerbusse grundsätzlich vorgegeben werden können bzw. sollen.